Die österreichische Flugsicherung Austro Control hat ab sofort ein neues, top-modernes Flugsicherungssystem im Einsatz.
Dabei handelt es sich um das technische Herzstück der Flugsicherung. Sämtliche Informationen wie Radar- und Flugplandaten laufen hier zusammen, werden entsprechend aufbereitet und den Fluglotsinnen und Fluglotsen als exaktes Abbild der Flugverkehrslage über Österreich auf dem Radarschirm dargestellt. Das System liefert damit den Fluglotsen die Grundlage für die Anweisungen an die Piloten in Bezug auf Kurs, Höhe und Geschwindigkeit.
Mit der Implementierung des neuen Systems in der Überflugskontrollzentrale in Wien konnte ein mehrjähriges Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Der Systemwechsel wurde während der Nacht bei laufendem Betrieb vollzogen. Die Kosten für das neue System belaufen sich auf insgesamt rund 60 Mio. Im Vergleich zum alten System wird eine Kapazitätserhöhung von 20-30% erwartet. Derzeit kontrolliert Austro Control im österreichischen Luftraum rund 1,1 Millionen Flugbewegungen im Jahr.
Das neue System TopSky gehört zu den modernsten Flugsicherungssystemen weltweit und wird in der zukünftigen Abwicklung des Flugverkehrs wesentliche Verbesserungen bringen.
Zu den technischen Highlights zählen unter anderem:
- Streifenloses System: Die Darstellung der Flugdaten auf Papierstreifen wird abgelöst. Sämtliche Daten werden den Lotsen am Monitor angezeigt. Anweisungen werden ab sofort direkt durch Eingabe ins System aufgezeichnet.
- Medium Term Conflict Detection (MTCD): Die Lotsen werden frühzeitig und automatisch über potenzielle Konflikte eines Fluges mit anderen Flügen informiert. Damit sind die Lotsen in der Lage, den Flugverlauf noch effizienter zu planen. Das erleichtert die Koordination, die derzeit noch manuell auf Basis der Flugplanstreifen erfolgt.
- SYSCO (System Coordination): Die Kommunikation zwischen den Lotsen benachbarter Sektoren wird automatisiert. Informationen werden direkt vom System übermittelt und die Zahl der notwendigen Koordinierungsgespräche zwischen den Sektoren wird damit reduziert.
Austro Control hat ab sofort eines der weltweit modernsten Flugsicherungssysteme im Einsatz. Damit sind wir nicht nur in der Lage, zukünftig zu erwartende Verkehrssteigerungen sicher und effizient abzuwickeln, sondern haben uns auch im Hinblick auf die Harmonisierung der europäischen Flugsicherungssysteme im Rahmen von Single European Sky hervorragend positioniert, erklärt Austro Control Vorstandsdirektor Dr. Heinz Sommerbauer.
Die Inbetriebnahme eines neuen Flugsicherungssystems gehört zu den anspruchsvollsten Projekten einer Flugsicherung. Dass der Umstieg so völlig reibungslos gelungen ist und das noch dazu im Live-Betrieb, ist in erster Linie ein Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv an der erfolgreichen Implementierung gearbeitet haben, so Austro Control Vorstandsdirektor Mag. Johann Zemsky.
Mit den Planungen für das neue System wurde 2005 begonnen. Die Umsetzung startete Ende 2008 mit Einrichtung des ersten Testsystems. In einem mehrmonatigen Simulatortraining wurden die Fluglotsinnen und Fluglotsen von Austro Control intensiv auf den Betrieb mit dem neuen System eingeschult. Nach dem erfolgreichen Umstieg ist das System jetzt im Live-Betrieb.
Internationale Kooperation
Bei dem zum Einsatz kommenden System handelt es sich um eine gemeinsame Entwicklung von derzeit fünf Flugsicherungsbetreibern auf der technischen Basis von TopSky von Thales Air Systems. Die fünf Flugsicherungen aus Dänemark, Schweden, Irland, Kroatien und Österreich haben sich gemeinsam mit dem Hersteller in der internationalen Kooperation COOPANS (COOPeration between ANS Providers) zusammengeschlossen, um die Wirtschaftlichkeit gegenüber den bisherigen Insellösungen maßgeblich zu verbessern. Die ersten COOPANS Systeme dieser Prägung sind 2011 in Irland (Shannon und Dublin) in Betrieb gegangen. 2012 sind Schweden (Malmö) und Dänemark (Kopenhagen) gefolgt, 2013 wurde Stockholm in Betrieb gesetzt. 70% des weltweiten Flugverkehrs werden mit dem TopSky System abgewickelt.
Der wichtigsten Vorteile der Kooperation liegen darin, dass zum einen die Kosten der Systementwicklung bzw. zukünftiger System-Upgrades von allen Partnern getragen werden und zum anderen durch den modularen Ansatz die Risiken, die eine alleinige Inbetriebnahme eines völlig neuen Systems mit sich bringen würden, deutlich reduziert werden. Ganz konkret bedeutet das für Austro Control eine Kosteneinsparung von rund 30% im Vergleich zu einer Alleinentwicklung.
Durch die Zusammenarbeit im Projekt COOPANS wird die Harmonisierung und Vereinheitlichung europäischer Flugsicherungssysteme im Sinne von Single European Sky ganz wesentlich vorangetrieben. Erstmalig wird ein harmonisiertes Flugsicherungssystem in fünf verschiedenen Lufträumen bzw. in sieben Flugverkehrskontrollzentralen zum Einsatz kommen. Austro Control trägt damit auch ganz wesentlich zur Umsetzung der im Rahmen von Single European Sky entwickelten technischen Innovationen bei.